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Slow Food Deutschland wurde 1992 gegründet. In rund 60 Convivien, den lokalen "Tafelrunden", sind die Aktivitäten - Erleben kulinarischer Genüsse, Kennenlernen von Produkten und Erzeugern oder Kochen mit Kindern - so unterschiedlich wie die Akteure. Diese Vielfalt ist das große Potenzial bei Slow Food. Zu uns gehören Käsehändler und Käserinnen, Künstlerinnen und Bauern, Polizisten, Studentinnen, Bierbrauer, Winzer, Hausfrauen und Direktorinnen. Und das ist gut so!

Slow Food will eine große und breitgefächerte Organisation sein, die ihre Ansprüche an Qualität und Genuss in den eigenen Veranstaltungen lebt und zugleich mit Kampagnen öffentlichkeitswirksam aktiv ist, die über individuelle Vorlieben der Mitglieder hinausgehen. Dabei steht die Lebensmittelqualität im Mittelpunkt, nicht die Lebensmittelsicherheit, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Auch das Öko-Label ist nicht per se ein Synonym für Qualität. Die ökologische Produktion ist ein Plus für Umwelt und Gesundheit, das fertige Produkt wird dadurch aber nicht automatisch zum Gaumenschmaus. Ziel von Slow Food ist es, einen umfassenden Qualitätsbegriff in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen. Anbau und Fertigung, Geschmack, Geruch und Aussehen gehören ebenso dazu wie die Regionalität eines Produktes. Wir werben bei Anbauverbänden, Verbraucherschützern, Händlern, Gastronomen und Politikern für diese Position, die in der 2002 verabschiedeten "Programmatischen Erklärung" dargelegt ist.
Slow Food hat einen großen Fundus an Ideen, die z.B. in der Kampagne Arche des Geschmacks, Geschmacksbildung für Kinder und dem Slow-Food-Preis für den Erhalt der Artenvielfalt zum Ausdruck kommen. Auch junge Menschen haben sich bei Slow Food zusammengefunden, um anderen Jugendlichen Alternativen zum globalisierten Fastfood aufzuzeigen.
Slow Food ist kein gastronomischer Dienstleister, Genuss und Verantwortung gehören untrennbar zusammen. Dieses nach außen zu tragen ist wesentlicher Impuls unserer Arbeit. Bündnispartner zu finden und mit ihnen gemeinsam zu streiten für Qualität ist eine wesentliche Aufgabe. Und unsere internationale Vernetzung ist in Zeiten einer Globalisierung, die auf Uniformität zielt, eines unserer großen Potenziale. Wir schwärmen nicht nur für das Hinterwälder Rind, sondern auch für die Razza piemontese, ein Allgäuer Bergkäse kann sich neben einem Cheddar überaus schmecken lassen. Das große Erlebnis ist. nicht in der Region haften zu bleiben, sondern über den Tellerrand hinauszuschauen.
Für viele Träume von Slow Food ist ein langer Atem nötig. Wir wollen eine Landwirtschaft, die Qualität produziert und gleichzeitig berücksichtigt, dass unsere Lebensgrundlagen auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben. Wir wollen Genusshandwerker, die traditionelle Lebensmittel produzieren und zugleich neue Traditionen schaffen. Wichtig sind uns Gastronomen, die frische Produkte und authentischen Geschmack anbieten, und Köche, die nicht Dosenöffner oder Beutelerwärmer sind. Wir lieben Händler, die ihr Sortiment selbst zusammenstellen und die »guten Dinge« verkaufen. Und vor allem wollen wir selbst Gäste und Kunden sein, die dieses im wahrsten Sinne honorieren und genießen.